Hermann Huber

1913, Collectivausstellung H.Huber. Zürich; Oskar Schlemmers "Neuer Kunstsalon" am Neckartor, Stuttgart

ID
728
Titel
1913, Collectivausstellung H.Huber. Zürich; Oskar Schlemmers "Neuer Kunstsalon" am Neckartor, Stuttgart
Adresse
Baden-Württemberg
Beschreibung

1913, August: [Titel der Ausstellung unbekannt], Oskar Schlemmers Neuer Kunstsalon am Neckartor, Stuttgart

Zitat Herwarth Walden:

"Der Tafel

„Im Neuen Kunstsalon zu Stuttgart. Der neue
Mann heißt Huber, ausgerechnet Hermann Huber.
Das klingt nicht wie Marat und Robespierre, o
nein, das klingt eher nach der schönen Stadt
„Münka“, wo es „Huber“ die schwere Menge gibt,
wie bei uns Rühle und Stöckle.“ Der neue Mann,
den ich hierdurch den Lesern dieser Zeitschrift
vorstelle, heißt Hermann Tafel, ausgerechnet Her-
mann Tafel. Das klingt nicht wie Friedrich und
Fahrenkrog, bedeutet aber dasselbe, klingt aber
eher nach München als nach Barmen. Der Zweck
dieser Vorstellung ist, diese drei Deutschen mit
einander bekannt zu machen. Ein Gott gab mir,
daß sie darunter leiden, was sie sagen. Fahren-
krog ist Professor, Friedrich Doktor und Tafel
hölzern. Man muß den Fahrenkrog auf Tafel stel-
len und diesen durch Friedrich stützen. Solche
Brüder verbrüdre ich gern. Tafels Witze wackeln
bedenklich. Sein Magen gerät in Unordnung und
der Leser bricht. Vorausgesetzt, daß Tafel
Leser hat. Dieser Hermann Tafel lebt in einer
Stadt namens Stuttgart (Deutschland). Sie wurde
entdeckt durch Herrn Kurt Aram im Jahre 1911.
Auf seinen Entdeckungsfahrten für den Berliner
Lokalanzeiger fand Herr Aram diese Stadt. Er

stellte fest daß „die Fäkalien leider dort durch das
sogenannte pneumatische Abfuhrsystem beseitigt
werden.“ (Näheres hierüber findet man in Nummer
81 dieser Zeitschrift.) Herr Aram sprach die Hoff-
nung aus, „daß auch in Stuttgart das längst ge-
bräuchliche Schwemmsystem durchgeführt wer-
den würde.“ Es scheint nichts daraus geworden
zu sein. Vom Tafelsystem merkt der Herr Aram
nichts, der überhaupt kein guter Beobachter ist.
Sonst hätte er auch hier für das Schwemmsystem
plädieren können, was den Tafelbildern nichts ge-
schadet hätte. Zum Beispiel: „ . . wie uns auch
seine sehr leicht und rassig heruntergemalte
Fischerhude-Bäuerin beweist, die nur in der Struk-
tur des Schädels einige Wünsche offen läßt.“

Der Schädel des Herrn Tafel ist hingegen ganz
platt und die Struktur läßt keine Wünsche' zu. Herr
Tafel will für Hermann Huber beten. Aber, lieber
Hermann Huber, etwas haben Sie doch erreicht
mit Ihren Bildern „aus einigen Laugenbretzeln“,
der Tafel dichtet. Nämlich:

Der „Salon“ wird schöner mit jedem Tag.

Was da noch alles werden mag?!-

Ich kann nur hinzufügen: Das Blühen will nicht
enden. Es muß sich alles, alles wenden. Nur nicht
Herr Tafel. Wenn man so abgetragen ist, nützt
auch das Umwenden nichts mehr. Genäht wie ge-
stochen. Dem Schädel ist nicht beizukommen, der
Cezanne für einen „Welthumbug“ hält. Und selber
in Stuttgart (Deutschland) seinen Humbug drucken
läßt. H. W."

Quelle:
Herwarth Walden: Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste (4.1913-1914). Abgerufen am 30. Dezember 2020.

Partizipierende
  • Institution:
  • Neuer Kunstsalon am Neckartor