Hermann Huber

Aargauer Kunsthaus Aarau

ID
13
Beschreibung

Die Sammlung des Aargauer Kunsthauses beherbergt eine Vielzahl von Werken des aus Zürich-Wiedikon stammenden Künstlers Hermann Huber (1888–1967). Neben einigen Ölgemälden und Zeichnungen finden sich zahlreiche Radierungen, die Einblick in Hubers gesamte Schaffenszeit geben und die Dominanz der Gattungen Figurenkomposition und Landschaft in seinem Œuvre belegen. Darüber hinaus ist Huber in seiner Geburtsstadt für monumentale öffentliche Wandmalereien bekannt wie beispielsweise das Fresko in der Universität Zürich.

Bereits in jungen Jahren lernt Huber Reinhold Kündig (1888–1984), Paul Bodmer (1886–1983) und Otto Meyer-Amden (1885–1933) kennen. Insbesondere mit Letzterem verbindet Huber eine lebenslange tiefe Freundschaft, die sich in einem regen Briefverkehr niederschlägt. Eine Lehre als grafischer Zeichner bei Orell Füssli bricht Huber ab, und er lässt sich nach Aufenthalten in Düsseldorf sowie Berlin 1906 in München nieder. Es folgt eine Zeit intensiver Reisetätigkeit, in der Huber Rom, Jerusalem, Algier, Paris, aber auch verschiedene Orte in der Schweiz besucht und in rascher Abfolge unterschiedliche künstlerische Impulse verarbeitet. Ein erster zurückgezogener Lebensabschnitt folgt von 1918 bis 1925 mit seiner Familie in Klosters, ein weiterer erlebt der Künstler von 1933 bis zu seinem Tod, als er isoliert in Sihlbrugg lebt und bald von der offiziellen Kritik vergessen wird.

Mit seinen frühen Arbeiten aus dem Zeitraum zwischen 1904 und 1918 zählt Huber zu den wichtigen und erfolgreichen Schweizer Expressionisten. Während eines Aufenthalts in Jerusalem wird Hubers expressionistische Phase ausgelöst: 1909 reist er mit dem Beuroner Pater Willibrord (Jan Verkade) (1868–1946) dorthin, um ihn bei der Ausführung von Wandmalereien im Benediktinerkloster in der Dormitio-Abtei auf dem Berg Zion zu unterstützen. Durch den Malermönch kommt Huber in Kontakt mit Arbeiten Paul Gauguins (1848–1903), und er sieht sich erstmals mit aussereuropäischer Kunst konfrontiert. Fasziniert von seinen Begegnungen mit der orientalischen Bevölkerung, entwickelt Huber nach der Rückkehr nach Zürich 1910 gross geschwungene, flächige Figurenkompositionen. Vorliegendes Gemälde wird aus stilistischen Gründen auf das Jahr 1911 datiert, da es einerseits eine Ähnlichkeit zu Hubers verschiedenen, gleichen Jahres in Algier gemalten Skizzen von Araberinnen aufweist. Andererseits erinnert das Bild an Werke der Künstlervereinigung "Brücke", dem Hubers Expressionismus zwischen 1910 und 1912 nahesteht. 1911 tritt Huber der avantgardistischen Gruppe "Moderner Bund" bei, die von Walter Helbig (1878–1968), Hans Arp (1886–1966) und Oskar Lüthy (1882–1945) im luzernischen Weggis gegründet wird. Besonders prägend für Hubers Entwicklung ist der Initiant Helbig, der mit Malern der "Brücke" zusammenarbeitet und in engem Kontakt steht. Huber findet in "Zwei Frauen" zu einer grosszügigen Behandlung und Formvereinfachung der einzelnen Bildelemente Figur, Bäume und Landschaft, die sich durch eine zeichnerische Umrandung deutlich voneinander abgrenzen. Mit heftigen Pinselstrichen trägt Huber die Farben auf und rhythmisiert die Bildfläche mit den kraftvollen Spuren. Wirken das Kolorit und die Weisshöhung aus der Distanz wie Gouachemalerei, zeigt sich bei genauerer Betrachtung der zentimeterdicken Farbschichten, beispielsweise in den Baumwipfeln, Hubers ausgesprochen pastose Malweise.

Karoliina Elmer

Allgemein:

Das Aargauer Kunsthaus besteht seit 1959 und ist eines der wichtigsten Kunstmuseen der Schweiz. Seine Ausstrahlung beruht insbesondere auf dem vor allem der Gegenwartskunst verpflichteten Ausstellungsprogramm und der herausragenden Sammlung. Diese stellt die wichtigste öffentliche Kollektion an Schweizer Kunst vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart dar. 2003 erweiterten die Architekten Herzog & de Meuron mit dem Künstler Rémy Zaugg das Gebäude, seither stehen rund 3000 m2 Ausstellungsfläche zur Verfügung. Das Kunsthaus präsentiert jährlich rund zehn grössere und kleinere Ausstellungen. Gezeigt werden bedeutende nationale und internationale Positionen. Ein besonderes Augenmerk gilt zudem dem jungen Kunstschaffen sowie den Künstlerinnen und Künstlern aus der Region. Durch ein innovatives, breit gefächertes Vermittlungsangebot werden die Ausstellungen und die – immer wieder neu präsentierte – Sammlung der Öffentlichkeit und insbesondere jungen Publikumsschichten näher gebracht. Damit fördert das Aargauer Kunsthaus den Zugang zur bildenden Kunst und bietet Raum für eine differenzierte und lustvolle Auseinandersetzung.

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